Die Beziehung zwischen Mensch und Tier

 

Eine sich wandelnde Symbiose

 

Als Landkind wurde mir das Interesse an Tieren sozusagen in die Wiege gelegt. So ist es sicher nicht verwunderlich, dass ich mich auch in meinem künstlerischen Schaffen mit die­sem Thema auseinander setze.

 

Welcher weitere Grund wäre wohl naheliegender für eine Malerin, sich mit der Tiermalerei zu beschäftigen, als die Tatsache, das dort der Ursprung aller Malerei überhaupt zu finden ist.

 

"Die Wurzeln der Malerei liegen doch in den Tierdarstellungen der großformatigen Höh­lenmalereien des paläolithischen Europas."

(Nigel Spivey:Wie Kunst die Welt erschuf. )

 

Das Tier in Kunst und Kultur begleitet den Menschen seit dieser Zeit durch seine Entwick­lung, sei es in der Mythologie, als Symbol, als Schriftzeichen, als Gottheit oder eben im all­täglichen Leben. Abbildungen von Tieren findet man in jeder Epoche der Menschheitsge­schichte.

 

Mit Beginn der Industriealisierung, die in England in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun­derts ihren Anfang nahm, hat sich einiges verändert im Verhältnis zwischen Mensch und Tier, begann eine Entfremdung von Mensch und Tier. Die Menschen zogen in die Städte, alles Tierische blieb außerhalb oder zumindest am äußeren Rand einer Stadt, wie z.B. die Schlachthöfe.

 

Zu dieser Zeit veränderte sich auch die Bedeutung des Begriffes „Haustier“. Bis dahin war die Haltung eines Tieres stets auch mit einem Nutzen verbunden. Der Hund diente als Wachhund oder für die Jagd, das Schwein war Nahrung, die Katze hielt die Mäuse in Zaum, um einige Beispiele zu nennen.

 

Nun wandelte sich das Haustier zum sogenannten „pet“, das nunmehr der menschlichen Befindlichkeit und Unterhaltung diente.

 

Darin zeigte sich die eigentlich enge Verbundenheit mit und auch die Sehnsucht nach dem Tier als natürliches Mitgeschöpf. Das Haustier wurde zum Ersatz für die verlorene Nähe zur realen, natürlichen Tierwelt.

 

Zeitnah erreichten aus den Kolonien auch exotische Tiere Europa. Tiergärten und Menage­rien entstanden, in denen den Städtern unbekannte Exemplare zur Schau gestellt wurden. Das Tier wurde zum Schauobjekt.

 

Tiere nehmen mit Menschen Kontakt auf und Menschen mit Tieren. Hieraus ergeben sich Kommunikationsprozesse zwischen den Spezies, tiefe Freundschaften, symbiotische Gemeinschaften, leidenschaftliche Liebesbeziehungen, wissenschaftliche Annäherungen, grausame Ausbeutungs- und Abhängigkeitsverhältnisse. Kontaktaufnahmen, wie wir sie auch mit Menschen pflegen. (s. Jessica Ullrich, Ich,das Tier)

 

Besonders die Zusammenhänge zwischen einerseits der sozialen Entfremdung von Mensch und Tier und andererseits der sich verändernden Beziehung zwischen Mensch und Tier, interessieren mich. Welche Auswirkungen bringen und brachten bestimmte Ver­änderungen im Zusammenleben oder nicht mehr Zusammenleben von Mensch und Tier mit sich? Wie verändert sich die Sicht auf das Tier? Wie verschieben sich soziale Stellun­gen und ethische Positionen? Wie verändert sich das Verhalten des Menschen gegenüber dem Tier?

 

Auf welche Art und Weise tritt ein Mensch mit einem Tier in Beziehung, bzw. wie kommt es zu Kontakt zwischen Mensch und Tier. In der heutigen Zeit sind es noch ganz andere Dinge, die uns auf Tiere aufmerksam machen.

 

Es gibt viele Facetten, unter Anderem:

 

Das Tier als künstliches Produkt (aus Plüsch, als Comik-Figur, usw.)

Das Tier als " Menschersatz" (Vermenschlichung)

Das Tier als Massenlebensmittel (Anonymität)

Das Tier ohne Zukunft (Lebensraumbeschneidung, Ausrottung, Artensterben)

Das Tier als Konsumware (Spielzeug)

Das Tier in Medien und Presse

 

Einige dieser Bereiche können sich auch überschneiden. Ich denke da zum Beispiel an das Tier, welches als eine Art lebende Puppe behandelt wird. Es kommt zu Vermenschlichung und das Tier wird zugleich zu einem Produkt, zu Ware mit allerlei Zubehör.

 

Letztenendes sagen die Sichtweisen auf das Tier einiges über uns Menschen aus...

Die Mitteilungs-möglichkeit des Menschen ist gewaltig, doch das meiste, was er sagt, ist hohl und falsch. Die Sprache der Tiere ist begrenzt, aber was sie damit zum Ausdruck bringen ist wichtig und nützlich. Jede kleine Ehrlichkeit ist besser als eine große Lüge.      (Leonardo da Vinci)